Harland & Wolff
Schiffbau Made in Belfast
von Thorsten Totzke
Die Urwerft von Harland & Wolff
Sammlung Thorsten Totzke
Im Jahr 1853 eröffnete Robert Hickson in Irland auf Queens Island in Belfast eine Werft zum Bau von Eisenschiffen.
Ein Jahr später sucht Hickson einen Geschäftsführer für die Werft und stellt Edward James Harland ein. Harland erkennt schnell das Potential der Werft und kauf am 01. November 1858 die Werft von Hickson.
Die Werft heißt nun Edward James Harland & Company. Die 5000 Pfund für den Kauf bekommt er mit Unterstützung von Gustav C. Schwabe zusammen. Schwabe ist Juniorpartner bei der Reederei Bibby & Sons und sorgt dafür dass diese gleich ein paar Neubauten bei Harland in Auftrag geben.
Blick über die Werft
Sammlung Thorsten Totzke
Zum 01.01.1862 tritt Gustav Wolff, ein Neffe von Schwabe als Partner in den Betrieb ein. Nun heißt die Werft offiziell Harland & Wolff Ltd.
In diesem Jahr beschäftigt Harland & Wolff bereits 150 Mitarbeiter ,darunter der 15 Jährige Zeichnerlehrling William James Pirrie, der hier eine rasante Karriere machen soll.
Blick auf die Werft von der Queensroad
Sammlung Thorsten Totzke
1867 wird ein neues Dock eröffnet das Queens Island nun auch mit dem Festland verbindet.
Blick auf die Helgen mit Olympic und Titanic bei Baubeginn.
Sammlung Thorsten Totzke
Nur 12 Jahre nach dem Beginn seiner Lehre auf der Werft wird 1874 der erst 27 Jahre alte William Pirrie zum Teilhaber ernannt.
Die Urwerft
Sammlung Thorsten Totzke
Auf die Frage einer Reporterin nach der Arbeitsaufteilung unter den drei Teilhabern antwortete Harland einmal: "Nun, Wolff designt die Schiffe, Pirrie verkauft sie und ich rauche die Firmenzigarren."
Die Titanic kurz vor dem Stapellauf
Sammlung Thorsten Totzke
Die Expansion der Werft ist in den kommenden Jahren nicht zu stoppen. Bereits 1880 wird das erste Werfteigene Maschinenwerk eröffnet und nur 5 Jahre später wird hier zum ersten Mal die so erfolgreiche Dreifach-Expansions-Dampfmaschine gebaut.
Die Britannic vor dem Stapellauf
Sammlung Thorsten Totzke
Am 24. Dezember 1895 stirbt der Firmengründer Edward Harland in Alter von 64 Jahren und William James Pirrie wird der neue Geschäftsführer der Werft.
Werbung der Deschimag mit der Olympic im Bau
Sammlung Thorsten Totzke
Durch ein schlimmes Feuer im Jahr 1896 wird es notwendig die Werft neu zu ordnen. Außerdem wird es notwendig neue Helgen zu bauen, um die gigantischen Oceanliner bauen zu können, die von den Reedereien bestellt werden.
Thomas Andrews
Sammlung Thorsten Totzke
Neben der Bibby Line gehören Mittlererweile auch die Leyland Line, P&O und die White Star Line (Oceanic Steam Navigation Company) zu den Stammkunden auf Queens Island.
William Pirrie
Sammlung Thorsten Totzke
Am 24. Oktober 1904 wird ein dampfbetriebenes Kraftwerk in Betrieb genommen, das die gesamte Werft mit Strom versorgt.
Stapellauf der Britannic
Sammlung Thorsten Totzke
1906 trat Gustav Wolff offiziell aus der Firma aus und Pirrie wird nun der neue Vorstandsvorsitzende der Werft.
Blick in die Turbinenfabrikation
Sammlung Thorsten Totzke
Das komplette Turbinengehäuse der Britannic Sammlung Thorsten Totzke Noch im selben Jahr beginnt Pirrie mit einer umfangreichen Modernisierung der Werft. Mit der neuen modernen Werft stehen dem Betrieb nun alle Möglichkeiten offen.
Blick in eine Fabrikationshalle
Sammlung Thorsten Totzke
Der Auftrag, der gleichzeitig Triumph und Tragödie für die Werft werden soll, wird 1908 von der Oceanic Steam Navigation Company gegeben. Harland & Wolff soll zwei Schwesterschiffe bauen denen später noch ein drittes folgen soll.
Olympic und Titanic im Bau
Sammlung Thorsten Totzke
Die Schiffe bekamen die Baunummern 400, 401 und 433 zugeordnet. Die Baunummer 400 wird 25 Jahre treu ihren Dienst versehen während den beiden folgenden Schwestern kein so großes Glück beschert ist.
Eingang zur Werft
Sammlung Thorsten Totzke
1907 tritt Thomas Andrews, der Neffe von Pirrie, in die Firma ein. Harland & Wolff expandiert in diesem Jahr nach Southampton. Dort kauft die Werft Anlagen und richtet einen Reparaturservice ein.
Die Adriatic
Sammlung Thorsten Totzke
Die Olympic mit der Baunummer 400 wurde 1911 als größtes Schiff der Welt in Dienst gestellt. Ihr folgte 1912 die größte Tragödie. Das berühmteste Schiff, nicht nur der Werft sonder der ganzen Welt, wurde im April 1912 an die Oceanic Steam Navigation Company abgeliefert und sank nach einer Kollision mit einem Eisberg bereits auf seiner Jungfernfahrt. Der Name des Schiffes lautete TITANIC.
Die Kessel der Titanic in der Werfthalle
Sammlung Thorsten Totzke
Das letzte Schiff der Baureihe war die Britannic mit der Baunummer 433. Es wurde 1915 aufgrund des ersten Weltkrieges nicht wie geplant als Passagierschiff in Dienst gestellt sondern als Lazarettschiff. Nach einigen Fahrten im Dienst ihrer Majestät lief das Schiff nur knapp 1 Jahr nach seiner In Dienst Stellung auf eine Mine und sank.
Helgen der Urwerft
Sammlung Thorsten Totzke
Die Expansion der Werft ging weiter. 1912 wurde in Govan (bei Glasgow) in Schottland eine neue Niederlassung eröffnet. Außerdem musste das Kraftwerk, das den Strom auf Queens Island lieferte erneuert werden. Das neue Kraftwerk ertzeugt nun mit Gasöl-Maschinen den Strom für das Werftgelände.
Die Olympic vor dem Stapellauf
Sammlung Thorsten Totzke
Mittlererweile beschäftigt die Werft 15000 Mitarbeiter.
Schaden der Olympic nach der Kollision mit der Hawke
Sammlung Thorsten Totzke
In den Jahren 1913 bis 1917 wird die Niederlassung in Govan komplett umgebaut. Das Gelände umfasst nun ein Ausrüstbecken und 7 Liegeplätze. 1918 wird eine neue Helling auf der Ostseite des Musgrave Kanals eröffnet mit dem Namen East Yard. Im folgenden Jahr kauft H&W die Werft Tod & MacGregor in Partrick, Schottland.
Olympic kurz vor dem Stapellauf
Sammlung Thorsten Totzke
Am 06. Juni 1924 stirbt William James Pirrie. Sein Leichnam wird an Bord der Olympic überführt und in Belfast beigesetzt.
Die Olympic war das erste Schiff im Thompson Graving Dock
Sammlung Thorsten Totzke
Der zweiten Weltkrieg bescherte der Werft jede Menge Arbeit. Neben 6 Flugzeugträgern und 2 Kreuzern wurden auch noch 22000 Schiffe repariert. In dieser Zeit arbeiteten 35000 Menschen für die Werft.
Stapellauf der Olympic
Sammlung Thorsten Totzke
Im April und am 04. Mai 1941 wurde das Werftgelände auf Queens Island von der deutschen Luftwaffe bombardiert. Dadurch entstanden heftige Schäden. Die 60er Jahre brachten die große Krise für die britische Traditionswerft. Schuld daran waren das Flugzeug, die Einführung des Containers und die Aufgabe des Empires. Viele Reedereien wurden geschlossen weil Sie ihre Liniendienste aufgeben mussten oder die Umstellung ihrer Schiffe auf Container verpasst haben.
Die Olympic bei der Reparatur
Sammlung Thorsten Totzke
Harland & Wolff geriet durch die ausbleibenden Bestellungen auch immer mehr in finanzielle Not. Als Gegenmaßname wurden 1962 die Werften in Govan und die Werft Tod & MacGregor in Partrick, Schottland geschlossen. Auf Queens Island wurde noch einmal in neue Technik investiert, um im Schiffbau weiter mithalten zu können. 1969 wurde der erste von zwei riesigen Kränen fertiggestellt und auf den Namen Samson getauft. Samson ist 106 Meter hoch und 140 Meter breit. 1974 folgte der zweite Kran mit dem Namen Goliath. Goliath wurde wie sein Bruder in Deutschland bei Krupp gebaut und ist mit einer Höhe von 96 Metern etwas kleiner als Samson. Harland & Wolff wurde 1977 in die British Shipbuilders Corporation eingegliedert und verstaatlicht.
Die Titanic kurz vor der Ablieferung
Sammlung Thorsten Totzke
Bereits 1983 wurde der Betrieb aber wieder Privatisiert und 1989 kaufte der Norwegische Schiffsmagnat Fred Olsen die Werft und nennt sie nun Harland and Wolff Holdings Plc. Die Werft spezialisiert sich nun auf den Bau von Standart Suezmax Tankschiffen und Offshorebauten. Samson und Goliath die beiden Riesen Kräne wurden 1995 unter Denkmalschutz gestellt.
Als die Cunard Line im Jahr 2000 eine Werft für einen Neubau suchte bewarb sich auch Harland & Wolff. Leider erfolglos. Der Auftrag für den Bau der Queen Mary 2 ging nach Frankreich an die Konkurrenz von Chantiers de l'Atlantique in Saint-Nazaire. Der letzte Schiffsneubau von Harland & Wolf ist im Jahr 2003 die Anvil Point für das Verteidigungsministerium. Nun konzentriert man sich auf der Werft auf die Reparatur und die Überholung von Schiffen sowie auf den Bau von Windkrafträdern und Turbinen.
Die Georgic im Bau
Sammlung Thorsten Totzke
Die letzten sichtbaren Zeugnisse für die große Geschichte der Werft sind heute die weithin sichtbaren Kräne Samson und Goliath die noch immer die Skyline von Belfast bestimmen. Samson kollidierte am 04. April 2007 mit einem kleineren Kran der umkippt und auf den Boden knallt. Samson übersteht die Kollision unbeschädigt.