August Meyer

von Thorsten Totzke

Am 03. April 1912 bereitete sich in London der deutsche August Meyer darauf vor nach Amerika auszuwandern.

August Meyer wurde am 26 Mai 1880 in dem Ort Rhoden geboren. Er lernte von seinem Vater den Beruf des Bäckers und 1905 reiste er nach England wo sein älterer Bruder lebte und eine eigene Konditorei unterhielt.

Nachdem August Meyer eine Zeit bei seinem Bruder gearbeitet hatte fing er Ende 1905 eine Arbeit in einer der feinsten Bäckereien Londons an und arbeite sich beständig nach oben.

Er verdiente 1905 bereits etwa 9 Pfund im Monat und bis 1910 hatte sich sein verdienst bereits auf etwa 12 Pfund erhöht.

Mann kann sagen das August Meyer ein gut verdienender junger Mann war.

Zum Vergleich - Charles Joughin, der Chefbäcker an Bord der Titanic verdiente grade mal 7 Pfund.

Bis 1912 hatte sich August Meyer genug Geld angespart um sich den Traum zu Erfüllen nach Amerika auszuwandern.

Er ging in das Londoner Reisebüro der White Star Line und buchte eine Überfahrt in der zweiten Klasse an Bord der Titanic und bezahlte für sein Ticket mit der Nummer 248723 ganze 13 Pfund.

Kurz vor seiner Abreise informierte er seine Verwandtschaft in Deutschland über seinen Entschluss.

In einem Brief vom 3. April 1912 schrieb er seinem Vater: "Ich habe mich entschlossen nach Amerika zu fahren, Billet habe ich schon gelöst, es war immer meine Sehnsucht hinüber zu machen und werde es nun ausführen. Sollte es mir dort gefallen bleibe ich da, wenn nicht komme ich wieder zurück. Wenn ich heiraten täte würde es mehr kosten... Werde am Mittwoch um 1 Uhr von Southampton abfahren mit einem englischen Dampfer, gehe zuerst nach New York... Freue mich schon auf die Seereise überhaupt wird es sehr gesund für mich sein... Werde noch vom Schiff schreiben. Lebt wohl Tausend Herzliche Grüße sendet August"

In den nächsten Tagen erledigte August Meyer noch einige Formalitäten, er ließ sein gespartes Geld nach New York überweisen, kündigte seine Wohnung und verbrachte die letzten Tage bei seinem Bruder.

Von einem deutschen Anwalt ließ er kurz vor der Reise noch sein Testament aufsetzen.

Von seiner Schwester erhielt August Meyer die Adresse ihres Schwagers Charles Menge der in New York lebte und August angeboten hatte für die erste Zeit bei ihm zu wohnen.

Am 10. April traf um 9.30 Uhr der Sonderzug mit den Passagieren der zweiten und dritten Klasse am Kai in Southampton ein. Der Zug hatte den Bahnhof Waterloo in London gegen 7.30 Uhr verlassen und nach zwei Stunden Fahrt hielt er direkt neben dem Riesen Schiff.

In dem Zug saß auch August Meyer der nun seinen großen Traum von einem neuen Leben in Amerika war machen wollte.

Pünktlich um 12 Uhr legte die Titanic schließlich ab um ihre Jungfernfahrt nach New York mit Zwischenstops in Cherbourg (Frankreich) und Queenstown (Irland) zu beginnen.

Gegen 18.30 traf die Titanic schließlich in Cherbourg ein wo sie auf der Reede vor Anker ging da das Hafenbecken nicht Tief genug war das so riesige Liner direkt anlegen konnten Gegen 20 Uhr ist auch dieses Rendezvous beendet und die Titanic lichtet die Anker um Queenstwon in Irland, ihren letzten Hafen vor der Atlantiküberquerung anzulaufen.

Am nächsten Morgen um 11.30 Uhr trifft sie dort ein und übernimmt zum letzten mal Passagiere.

Auch die Postbeamten bekommen noch einmal 194 Säcke Post geliefert so das sie nun insgesamt 3364 Säcke mit Post an Bord haben. Unter der Post die in Queenstown von Bord ging befanden sich auch zwei Postkarten, die August Meyer geschrieben hatte.

Die erste schickte er seinem Vater und schrieb ihm : "Sehr schönes Wetter eine Lust zu reisen. Tausend Grüße euer August, fühle mich sehr Wohl."

Die zweite Karte schickte er an die Familie Ortwein und schrieb ihnen: "Freundliche Grüße vom Schiff an Euch alle. A. Meyer"

Es war 2:20 Uhr morgens am 15. April 1912 als die Titanic, das größte Schiff der Welt, in den eisigen Fluten des Nordatlantik versank.

1496 Menschen fanden bei dieser Katastrophe den Tot. Darunter auch August Meyer, dessen Leichnam nie gefunden wurde.

Die Überlebenden in den Rettungsbooten wurden von dem Cunard Liner Carpathia aufgenommen der diese nach New York brachte.

In London versuchte Carl Meyer inzwischen etwas über seinen Bruder August herauszubekommen.

Am 16. April gegen 17.15 Uhr schickte er ein Telegramm zu seinem Vater in Deutschland.

Darin hieß es "Keine Namen von Geretteten bis jetzt bekannt, lasst uns das Beste hoffen, Carl"

Die Carpathia sollte am 18. April gegen 21 Uhr den Hafen von New York erreichen.

Bis Dahin war Carl Meyer jeden Tag im White Star Büro und versuchte etwas über den verbleib seines Bruders herauszufinden.

Am 22. April schrieb er seinem Vater: "Lieber Vater, schwer wird es mir diesen Brief zu schreiben ich kann die Liste der gereteten August seinen Namen nicht finden, bin letzte Woche jeden Tag in der Office der White Star Liene gewesen vor Stunden, doch alles was sie mir sagen konnten, "hoffet das beste". Heute habe ich keine Hoffnung mehr. August ist tot. O, wie leichten Herzens, als ob er eine Vergnügungsfahrt machen wollte, Hat er mich verlassen.

Nachdem ich ihn fortgebracht hatte, und kam wieder nach Hause war es mir so schwer ums Herz und mußte weinen. Alles was wir noch für ihn tun konnten Ich und meine Lottie sind gestern in der Kirche gewesen und haben für seine arme Seele gebetet. Vornehm war August in seinem ganzen Wesen, und mit Vornehmen, mit Millionären ist er gestorben....

Da ich der einzige Angehörige bin den August in England hat muß ich jeden Tag nach der Schiffs- Office gehen bis er für tot erklärt ist, und ich muß mir einen Totenschein ausstellen lassen und kann vielleicht Schadenersatz beanspruchen."

Dem Vater von August Meyer bracht der Tot seines Sohnes das Herz. Er starb an gebrochenem Herzen am 7. Mai 1912.

Auf dem Friedhof in Rhoden wurde auf dem Familiengrab auch ein Grabstein für August Meyer errichtet.

"Zum Andenken an unsern, auf der Reise nach Newyork am 15. April 1912 auf der Titanic verunglückten unvergesslichen Bruder August Meyer, geb. 26. Mai 1880. Es haben die schäumigen Wogen den liebenden Bruder gezogen hinab in die schaurige Flut. Der Ewige wird ihm nun Leben im Himmel bei den Seinen jetzt geben. Ihn halten in schützender Hut."

Für den Tot von August Meyer wurde von den verschiedenen Organisationen die sich um die Hinterbliebenen der Titanic-Opfer kümmerten nie Geld gezahlt.

Er hinterließ keine Verwandtschaft die er zu ernähren hatte.

© 2018 Thorsten Totzke