Reliance
von Thorsten Totzke
Reliance
Sammlung Thorsten Totzke
Am 10. Februar 1914 taufte Elizabeth Burchard auf der Joh. C. Tecklenborg Werft in Geesemünde das neueste Schiff der Hamburg-Amerika Linie auf den Namen ihres Vaters, des ehemaligen Hamburger Bürgermeisters Johann Heinrich Burchard.
Limburgia (rechts) und Brabantia (links)
Sammlung Thorsten Totzke
Das Schiff wurde am 20. November 1915 an die Hapag abgeliefert und wegen des Krieges in Bremerhaven aufgelegt.
Am 08. Juni 1916 wurde das nagelneue Schiff dann auf Druck der Deutschen Regierung an den Koninklijke Hollandsche Lloyd verkauft. Der Hollandsche Lloyd sollte damit für Schiffsraum entschädigt werden, den er durch deutsche Kriegseinwirkung verloren hat. Abgeliefert werden sollte das Schiff erst nach Kriegsende.
Reliance im Dock
Sammlung Thorsten Totzke
Nachdem Deutschland dann den Krieg verloren hatte, erklärten die Siegermächte die Johann Heinrich Burchard für beschlagnahmt und forderten die Herausgabe.
Das war ein eindeutiger Rechtsbruch, da das Schiff im Besitz eines neutralen Landes war und für dieses fertiggestellt wurde. Die Engländer gingen sogar soweit, daß sie einen Zerstörer in der Wesermündung plazierten, um das Auslaufen des Schiffes zu verhindern.
Der deutsche Werftkapitän und die bereits an Bord befindliche holländische Besatzung gingen auf volle Konfrontation, als sie am 03. Februar 1920 mit dem in Limburgia umbenannten Schiff in einem schneidigen Manöver an dem Zerstörer vorbeipreschten.
Der Zerstörerkapitän wußte wohl nicht so recht, wie er reagieren sollte und ließ das Schiff daher fahren. So erreichte die Limburgia unbeschadet den Amsterdamer Hafen und ging in den Besitz der Holländer über.
Reliance
Sammlung Thorsten Totzke
Am 19. Mai 1920, mehr als sechs Jahre nach dem Stapellauf, konnte das Schiff endlich seine Jungfernreise antreten. Wenn auch nicht für die Reederei, die es bauen ließ und nicht einmal für das Land, indem es gebaut wurde.
Die Jungfernfahrt unter niederländischer Flagge führte das Schiff von Amsterdam nach Buenos Aires.
Bereits 1 1/2 Jahre später, am 4. Januar 1922, wurde die Limburgia an die United American Lines übergeben, einer Unterfirma der Harriman Line.
Diese benannte das Schiff um in Reliance und ließ es bei Blohm & Voss in Hamburg renovieren.
Am 3. Mai 1922 machte die Reliance dann ihre erste Reise für die United American Lines.
Die Reise von Hamburg nach New York geschah in Fahrplanabstimmung mit der Hapag.
Werbung für eine Weltreise mit der Reliance
Sammlung Thorsten Totzke
1923 wurde die Reliance dann unter der Flagge Panamas registriert. Dies geschah damals nicht so wie heute aus steuerlichen Gründen, sondern schlicht und ergreifend um das amerikanische Prohibitionsgesetz zu umgehen.
Da auf amerikanischen Schiffen kein Alkohol mehr ausgeschenkt werden durfte, wurde das Schiff kurzerhand ausgeflaggt und nun konnte man wieder die begehrten Getränke anbieten.
Das brachte natürlich eine Menge Amerikaner als Passagiere, die auf anderen Schiffen "trocken bleiben" mußten.
Kabine
Sammlung Thorsten Totzke
Am 27. Juli 1926 kaufte die Hapag ihr Schiff dann zurück und schon einen Monat später, am 24. August 1926, unternam die Reliance als Hapag-Schiff ihre erste Reise von Hamburg nach New York.
1927 wurde das Schiff dann in Hamburg bei der Werft Blohm & Voss wieder renoviert. Hierbei erhielten die Schornsteine auch die neue schwarz-weiß-rote Schornsteinmarke der Hapag.
Am 03. Juli 1927 wurde die Reliance dann zum erstenmal von der Hapag auf Kreuzfahrt geschickt und ab 1928 wurde das Schiff nur noch für Kreuzfahrten eingesetzt.
Wintergarten
Sammlung Thorsten Totzke
Diese Kreuzfahrten sprachen ein internationales Publikum an und wurden sehr beliebt. Es gab sogar Gruppen, die sich zu losen Vereinen zusammenschlossen, um gemeinsam auf Hapag-Schiffen wie der Reliance Kreuzfahrten zu unternehmen.
Zu diesen Clubs gehörten unter Anderem auch die Hap Hags, eine internationale, bunte Gruppe von Damen der Gesellschaft, die über nationale Grenzen hinweg gemeinsam die besondere und exclusive Atmosphäre auf Kreuzfahrten mit Schiffen der Hamburg-Amerika-Linie wie hier der Reliance genossen.
Speisesaal
Sammlung Thorsten Totzke
Im Dezember 1934 bekam das Schiff dann einen weißen Anstrich, den typischen Anstrich eines Kreuzfahrtschiffes.
Im September 1937 war die Reliance dann erneuter Gast bei Blohm & Voss, wo sie komplett modernisiert wurde. Es wurden unter Anderem die Schornsteine ersetzt durch Schonrnsteine massiverer Bauart.
Reliance
Sammlung Thorsten Totzke
Im November 1937 waren die Umbauarbeiten dann beendet.
Am 07. August 1938 wurde das Schiff im Hamburger Hafen vermutlich durch Brandstiftung schwer beschädigt.
Die Hapag ließ das ausgebrannte Schiff erstmal auflegen und kurze Zeit später wurde es als Totalverlust der Versicherung übergeben.
Werbung für die Weltreise der Reliance
Sammlung Thorsten Totzke
Am 04. Januar 1940 wurde das Wrack an die Krupp Werke zum Abwracken verkauft und im Laufe des Jahres 1941 dann in Bremerhaven verschrottet.