Monte Sarmiento
von Thorsten Totzke
Monte Sarmiento
Sammlung Thorsten Totzke
Im Jahr 1922 bestellte die Hamburg-Süd die ersten zwei Schiffe ihrer neuen Monte-Klasse bei Blohm & Voss.
Beim Bau der ersten beiden Schiffe dieser neuen Baureihe wagte sich die Werft in Neuland.
Als Antriebsanlage wurden jeweils 4 noch aus Kriegszeiten vorhandene U-Boot-Diesel Motoren von je 1500 PS eingebaut.
Monte Sarmiento
Sammlung Thorsten Totzke
Je zwei der Motoren trieben eine Welle an. Das Kuppeln von zwei Motoren auf eine gemeinsame Propellerwelle hatte bis dahin noch niemand versucht.
Direktor Frahm, der zuvor auch schon die bekannten Frahm'schen Schlingertanks entwickelt hatte, entschloss sich zur Verwendung einer elastischer Kupplung, aber die ersten Tests der Maschine, die sogenannten Pfahlproben, liefen alles andere als gut.
Sie endeten in einem Fiasko.
Monte Sarmiento
Sammlung Thorsten Totzke
Frahm musste doch eine starre Kupplung verwenden, aber dann war das Problem mit der Doppelmotorenanlage gelöst.
Am 31. Juli 1924 lief die Monte Sarmiento als erstes Schiff der neuen Klasse vom Stapel.
Ausgerüstet als Einklassen Schiff gab es Platz für rund 2500 Passagiere.
Monte Sarmiento
Sammlung Thorsten Totzke
Den Namen hatte das Schiff von dem pyramidenförmigen Berg Monte Sarmiento (2.246 m). Der stark vergletscherter Berg befindet sich im Nationalpark Alberto De Agostini im chilenischen Teil Feuerlands.
Zur Heizung der vier Ölkessel für den Hilfsbetrieb und auch für die Raumheizung und Heizzwecke im Wirtschafts- und Wäschebereich sollte die Abgaswärme der vier Motoren dienen.
Monte Sarmiento
Sammlung Thorsten Totzke
Die Hitze in den Abgasrohren erwies sich mit 500 Grad Celsius aber als so extrem, dass während der Werftprobefahrt die Glaswoll-Isolierung schmolz und die Rohre fortan ihre sengende Hitze direkt in den Maschinenraum ausstrahlten.
Am 12. November lieferte die Bauwerft das Schiff offiziell an die Hamburg-Süd ab.
Drei Tage später sollte dann die Jungfernreise in Hamburg beginnen.
Monte Sarmiento
Sammlung Thorsten Totzke
Die Jungfernfahrt wurde für den B&V Ingenieur, der zur Sicherheit an Bord war zu einem besonderen Martyrium.
Kühlwasserleckagen an allen 24 Zylindern waren die Hauptursache für eine extreme Störanfälligkeit der Motoren.
Jeden Tag war irgendetwas los, Nocken mussten getauscht werden, Zylinderdeckel abgenommen, Kolben gezogen und nachgeschliffen werden und Laufbuchsen getauscht werden. Dann riss ein Auspuffventilkegel ab und fiel in den Zylinder. Die nächsten Nocken versagten dann auch ihren Dienst. Dann riss gar ein ganzer Kolben ab.
Monte Sarmiento
Sammlung Thorsten Totzke
Bei der Ankunft in Buenos Aires waren alle Reservenocken verbaut. Der Werftingenieur gab in einer kleinen Maschinenfabrik in Buenos Aires neue Nocken in Auftrag, die jedoch aufgrund des Zeitmangels nicht aus Schmiedestahl sondern nur aus Gusseisen gefertigt werden konnten.
Natürlich hielten diese Nocken nur kurzfristig. Sie hielten gerade bis die Cap Norte neue Reservenocken von Blohm & Voss brachte.
Speisekarte
Sammlung Thorsten Totzke
Diese Nocken hielten aber auch nur bis Lissabon wo am 21.11.1924 erneut entgegen geschickte Nocken warteten.
Die Monte Sarmiento erreichte auf der Heimreise nur noch mit Not die Tejomündung.
Nach der Jungfernfahrt baute man bei B&V Diesel mit Kreuzkopf und Pleuelstange anstelle von Tauchkolbenmaschinen ein und hatte danach keine Probleme mehr.
Speisekarte
Sammlung Thorsten Totzke
Die Kammern waren gediegen aber einfach ausgestattet, da sie hauptsächlich als Schlafgelegenheit gedacht waren.
Für den Aufenthalt am Tage standen die großen Salons zur Verfügung, die sich über 2 Decks erstrecken, sowie geräumige Promenadendecks.
Schon kurz nach der Jungfernreise zeigte sich, dass die Monte Sarmiento im reinen Liniendienst nicht genug Geld einfahren konnte.
Daher wurden recht schnell neue Ideen gebraucht.
Passagiere
Sammlung Thorsten Totzke
Am 20. Juli 1925, weniger als ein Jahr nach dem Stapellauf des Schiffes, begann die Monte Sarmiento ihre erste Kreuzfahrt zum Nordkap.
Die Kreuzfahrten wurden vom Publikum begeistert aufgenommen und die Hamburg-Süd nutzte das natürlich auch in der Werbung und zwar mit der "Außerordentlich preiswerten Nordlandreise".
Monte Sarmiento
Sammlung Thorsten Totzke
Die Preise waren wirklich günstig. Für 200 Mark konnte man bereits in der Wohndeck-Abteilung auf dem F-Deck reisen. Hier wurden statt der 1142 Menschen für die Platz auf den Linienreisen vorhanden war, auf den Kreuzfahrten nur 450 Personen untergebracht.
Für nur 50 Euro mehr konnte man bereits in einer Kammer mit rund 12 Mitreisenden untergebracht werden. Die teuerste Unterbringung waren Zweibett Außen und Innenkammern in besonders bevorzugter Lage für 390 Mark.
Allerdings wurden die Zweibettkammern nur an Ehepaare abgegeben.
Monte Sarmiento
Sammlung Thorsten Totzke
Personen mit "ansteckenden und ekelerregenden Krankheiten" waren von der Beteiligung an den Kreuzfahrten übrigens ausgeschlossen.
Für die Verpflegung wurde in der Küche alles auf Elektrik umgestellt. Sämtliche Herde, Kochkessel, Bratöfen, Kartoffel- und Gemüsedämpfer sowie die Kaffeekocher wurden elektrisch betrieben.
Für die Herde allein werden im Betrieb 330 kW benötigt. Hinzu kommen 10 elektrisch beheizte Kochkessel mit etwa 400 kW, Gemüse- und Kartoffeldämpfer mit 100 kW.
Monte Sarmiento
Sammlung Thorsten Totzke
Wenn man zu dem berücksichtigt, dass außer dieser für den Küchenbetrieb benötigten Energie noch für die zum Hauptmaschinenbetrieb erforderlichen Hilfsmaschinen, wie Kühlwasserpumpen, Schmierölpumpen, sowie ferner für Lüftung und Beleuchtung eine große Energiemenge benötigt wird, so kann man wohl verstehen, dass gerade auf diesem Schiff für die Stromversorgung eine ungewöhnlich große Anlage benötigt wurde.
Im Ganzen waren an elektrisch betriebenen Hilfsmaschinen etwa 2800 PS Motorleistung eingebaut, für die Beleuchtung dienten 3500 Lampen mit 16-100 Kerzen.
Monte Sarmiento
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Die elektrische Anlage auf den Schiffen der Monte-Klasse übertrafen die größten bis dahin auf Handelsschiffen eingebauten Anlagen wie die auf den Hapag Riesen der Imperator-Klasse.
Bereits auf der zweiten Kreuzfahrt die am 08. August 1925 in Hamburg begann, gab es erneute Probleme mit der Maschine. Worum es genau ging kann heute leider nicht mehr geklärt werden, da sich nirgendwo Angaben darüber finden lassen - auch das Archiv der Hamburg-Süd wurde leider 1962 vernichtet und bietet keine Anhaltspunkte.
Monte Sarmiento
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Sicher ist das die Reise ursprünglich vom 08. - 25.08.1925 gehen sollte. Ein Telegramm von einem Passagier dieser Reise vom 20.08.1925 besagt "ankunft 2 tage verspaetet schiff motorschaden - arno" aufgenommen wurde das Telegramm in Molde und von dort nach Berlin weitergegeben.
Die Monte Sarmiento ist zu dieser Zeit an Molde vorbeigefahren. Es folgten noch einige Nordlandreisen und später dann auch eine Palästina und Ägypten Reise und eine Skandinavien Reise.
Telegramm
Sammlung Thorsten Totzke
Zwischen 1929 und 1939 war die Monte Sarmiento mehrmals Gastgeber für das Hamburger Hafenkonzert, welches Live von Bord übertragen wurde.
Am 13.05.1935 wurde die Sarmiento dann als Einklassenschiff für 1800 Passagiere in den Dienst der KDF-Seereisen gestellt.
Speisekarte
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Das Kommando zu der Zeit hatte Kapitän C. Lübbe.
Während der 7. KDF Reise schrieb eine Passagierin eine Postkarte an ihre Eltern.
" Am 24.06.35 an Bord der Monte Sarmiento Liebe Eltern! Wir haben den Führer gesehen! In 2 mtr. Entfernung. Wir konnten vor Aufregung keinen Kaffeetrinken. Es war bestimmt das größte Erlebnis der Fahrt. Wir sind jetzt kurz vor Cuxhaven. Es gibt auch schon "Opfernde". Augenblicklich ist ein zieml. Gewitter. Man kann kaum noch schreiben. Das Schiff "bewegt" sich. Mir geht es sauwohl. Herzl. U. letzte Grüße von der Nordseefahrt Irmgard"
Postkarte
Sammlung Thorsten Totzke
Auf der Rückreise von einer Norwegenreise traf das Schiff am 15.07.1936 auf einen schweren Südweststurm und anhaltenden dichten Regen.
Bei der Übernahme des Elblotsen passierte dann ein Unglück und die Monte Sarmiento geriet auf Grund.
Sechs Schlepper wurden benötigt um das Schiff wieder Flott zu bekommen.
Monte Sarmiento
Sammlung Thorsten Totzke
Im September 1937 machte die Monte Sarmiento dann ihre letzte KDF-Kreuzfahrt.
Danach war die Sarmiento wieder zurück bei der Hamburg-Süd, wurde das ganze Jahr über nicht mehr für Kreuzfahrten, sondern nur im Liniendienst, eingesetzt.
Monte Sarmiento
Sammlung Thorsten Totzke
Als am 01. September 1939 der Krieg begann, lag die Monte Sarmiento in ihrem Heimathafen Hamburg. Nach Kriegsbeginn übernahm die Marine das Schiff und nutze es ab dem 21. Dezember 1939 als Wohnschiff in Kiel.
Am frühen Morgen des 26. Februar 1942 greifen alliierte Flugzeuge Kiel an.
Besonders der Hafen liegt unter schweren Bombenhagel weil eines der Hauptziele das Schlachtschiff Gneisenau ist, welches bei der Deutschen Werft im Trockendock liegt.
Monte Sarmiento
Sammlung Thorsten Totzke
Auch die Monte Sarmiento erleidet einen Bombentreffer und sinkt mit 36 Opfern.
1943 wird das Wrack der Monte Sarmiento gehoben, nach Hamburg geschleppt und hier abgewrackt.
Damit endete das Leben des ersten Monteschiffes.
Monte Sarmiento
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