HANSEATIC - Das Schiff der guten Laune
von Thorsten Totzke
Homeric
Sammlung Thorsten Totzke
Am 17 Dezember 1929 lief in Govan, einem Stadtteil von Glasgow, ein Dreischornsteiner für die Canadian Pacific vom Stapel.
Das Schiff wurde auf den Namen Empress of Japan getauft.

Hanseatic vor New Yorck
Sammlung Thorsten Totzke
Ein halbes Jahr später wurde das Schiff am 08 Juni 1930 an die Reederei abgeliefert und schon am 14 Juni begann seine Jungfernreise von Liverpool nach Quebec.
Die nächsten Fahrten machte die Empress of Japan dann im Transpacific Liniendienst von Vancouver nach Yokohama.

Hanseatic
Sammlung Thorsten Totzke
Jahrelang war die Empress of Japan das schnellste Schiff auf dieser Strecke.
Am 26 November 1939 wurde die Empress of Japan zum Kriegsdienst eingezogen, zum Truppentransporter umgebaut und mit einem Tarnanstrich versehen.
Im Mai 1940 gehörte sie zu einem US-Konvoi, der von Australien nach Südafrika fuhr.

Hanseatic
Sammlung Thorsten Totzke
Mit ihr waren in diesem Konvoi unter anderem die Queen Mary, Aquitania, Mauretania, Andes, Empress of Britain und die Empress of Canada.
Für jeden U-Boot Kommandanten wäre dieser Konvoi ein sehr lohnendes Ziel gewesen.
Gott sei Dank ging alles gut und die Schiffe blieben vor den grauen Wölfen verschont.

Hanseatic
Sammlung Thorsten Totzke
Am 09 November 1940 wird die Empress of Japan von einem Flugzeug aus mit einer Bombe angegriffen.
Die Bombe schlägt nahe dem Heck ins Wasser und richtet leichte Schäden am Achterschiff an.
Am 16 Oktober wurde die Empress of Japan umbenannt in Empress of Scotland.
Der Grund war, daß man nicht mit einem Schiff, das den Namen des Feindes trägt, in den Krieg ziehen wollte.

Hanseatic
Sammlung Thorsten Totzke
Von 1943 bis 1944 wird die Empress of Japan hauptsächlich für Truppentransporte über den Nordatlantik nach Europa eingesetzt.
Am 03 Mai 1948 geht dann für das Schiff der Kriegsdienst endlich zu Ende.

Hanseatic
Sammlung Thorsten Totzke
Die Empress of Japan wird in den nächsten 2 Jahren in Glasgow und Liverpool komplett restauriert und umgebaut und kann nach dieser Frischzellenkur am 5 Mai 1950 ihre erste Reise von Liverpool nach Quebec antreten.
Zwei Jahre später beschließt die Reederei, das Schiff im Liniendienst von Quebec noch weiter nach Montreal fahren zu lassen.

Hanseatic
Sammlung Thorsten Totzke
Um unter den Brücken auf dieser Strecke durchzukommen, werden die Masten um einige Meter gekürzt.
Am 25 November 1957 wird das Schiff vorübergehend aufgelegt, aber schon am 13 Januar 1958 wurde es wieder in Betrieb genommen als die Hamburg-Atlantic Line das Schiff für 12 Millionen DM kauft.
Nur sechs Tage später wird die Empress of Japan umbenannt und heißt für die Überführungsfahrt nach Hamburg schlicht Scotland.

Hanseatic Anhänger
Sammlung Thorsten Totzke
Am 22 Januar 1958 trifft die Scotland im Schneetreiben in Hamburg ein wird im nächsten halben Jahr komplett umgebaut und renoviert.
Vom 28 Juni bis 30 Juni kommt das Schiff in das Schwimmdock der Howaldtwerke.
Am 18 Juli tritt das Schiff - nun umbenannt in Hanseatic - seine Probefahrt an.

Wäscherechnung von Bord
Sammlung Thorsten Totzke
Die Umbauarbeiten haben insgesamt 25 Millionen DM gekostet.
Die Rentabilitätsrechnung sah vor, daß die Hanseatic pro Jahr auf 12 Transatlantikreisen 8,4 Millionen Mark Passsagegelder erbringen würde, von denen 6 Millionen für Tilgung und Zinsen der Kredite waren.
Das Schiff sollte so nach 12 Jahren schuldenfrei sein.

Original Rettungsweste der Hanseatic
Sammlung Thorsten Totzke
Unter diesen Voraussetzungen begann die Hanseatic im Juli 1958 ihren Transatlantikdienst.
Da die Wintermonate auf der Transatlantikstrecke von jeher ziemlich mager waren wurde die Hanseatic bereits im Januar 1959 auf ihre erste Westindienkreuzfahrt geschickt, die in New York begann.

Original Mappe mit Briefpapier
Sammlung Thorsten Totzke
Ende 1959 wurde die Hanseatic dann noch einmal für 3,5 Millionen Mark umgebaut, um den Ansprüchen der amerikanischen Kreuzfahrer gerecht zu werden.
Als Axel Bitsch Christensen, dem Leiter der Hamburg-Atlantic Linie, zu Ohren kam, daß es auf der Hanseatic noch immer muffelige Stewards gab ging er selber für eine Reise an Bord.

Hanseatic
Sammlung Thorsten Totzke
Er ließ die Besatzung zusammenrufen und vergatterte sie dazu, während der ganzen Fahrt zu lächeln. "Wer nicht lächelt, fliegt" war die Devise die er ausgab.
14 Tage lang sah man nur lächelnde Gesichter auf dem ganzen Schiff. Am Ende der Reise ließ Bitsch-Christensen die Besatzung erneut antreten und fragte sie, ob sie auf dieser Fahrt mehr Trinkgelder als sonst erhalten haben.

Bierdeckel vom Schiff der guten Laune
Sammlung Thorsten Totzke
Auf das allgemeine Ja meinte er: Dann lächeln sie weiter.
Es wurde von Seiten der Reederei von einen Steward erwartet, daß er stets lächelt und spätestens am zweiten Tag die ihm zugeteilten Passagiere mit Namen anredete.
Mit solchen Methoden wurde der Ruf der Hanseatic als "Schiff der guten Laune" begründet.

Hanseatic
Sammlung Thorsten Totzke
Am 27 Dezember 1960 begann die Hanseatic ihre erste Kreuzfahrt in Europa.
Die Ziele, die angelaufen wurden, waren Portugal, Nordafrika und die Atlantischen Inseln.
Im Januar begannen dann wieder die beliebten Westindienkreuzfahrten.

Hanseatic
Sammlung Thorsten Totzke
Die Hanseatic startete hierfür nun - als erster großer Liner - von Florida.
1962 wurde dann das Niveau des Unterhaltungsprogramms an Bord deutlich angehoben.
Außerdem wurden die Abgasrohre der Maschinen verlängert, so daß diese nun ein ganzes Stück über das Ende der Schornsteine herausragten.

Hanseatic
Sammlung Thorsten Totzke
Im Sommer wurden erstmals sommerliche Nordlandfahrten durchgeführt.
Die Transatlantikreisen wurden immer weniger.
Am 06 September 1966 lief die Hanseatic in New York ein, unter den Passagieren auch der ehemalige Hamburger Bürgermeister Max Brauer.

Passagierliste der letzten Fahrt
Sammlung Thorsten Totzke
Am nächsten Morgen dann die Katastrophe.
Die Hanseatic lag im Hafen von New York und sollte um 11 Uhr vormittags mit 425 Passagieren zu einer Kreuzfahrt auslaufen.
Um ca. 07.30 Uhr bricht im Maschinenraum ein Brand aus, der höchstwahrscheinlich durch eine fehlerhafte Kraftstoffleitung verursacht wurde.
Hanseatic brennt
Sammlung Thorsten Totzke
Die Flammen griffen schnell auf zwei weitere Maschinenräume über. Von dort verbreitete sich das Feuer unentdeckt über die Lüftungsschächte zu den Passagierdecks.
Gott sei Dank befanden sich zu diesem Zeitpunkt nur 3 Passagiere an Bord, die sofort evakuiert wurden.

Hanseatic brennt
Sammlung Thorsten Totzke
Der Bordfeuerwehr kamen mindestens zwölf städtische Wehren, drei Feuerlöschboote und eine Mannschaft der US-Küstenwache zu Hilfe.
Der Brand breitete sich rasend schnell aus und kurz vor 8 Uhr griffen die Flammen auch schon auf die Besatzungsunterkünfte im Unterdeck und das Restaurant der Touristenklasse über.

Feuerwehr an Bord
Sammlung Thorsten Totzke
Die Feuerwehr ließ den Maschinenraum mit Chemikalien fluten in der Hoffnung, die Flammen so ersticken zu können.
Als man das Feuer schließlich gelöscht hatte, war die Hitze so groß gewesen, daß sich die Böden des A-Decks wellten.

Hanseatic brennt
Sammlung Thorsten Totzke
Das Schiff wird zum Totalverlust erklärt. Die deutschen Versicherungen sind hiervon allerdings nicht ganz überzeugt und lassen das Schiff am 23 September durch die Schlepper Atlantic und Pacific der Bugsier Reederei zurück nach Hamburg schleppen.

Hanseatic brennt
Sammlung Thorsten Totzke
Bei der Untersuchung durch die Howaldtswerke Deutsche Werft wird das Urteil der Amerikaner bestätigt.
Am 02 Dezember 1966 wird das Schiff der guten Laune, die Hanseatic an eine Hamburger Abwrackfirma verkauft.

Die gesamte Einrichtung wurde Versteigert
Sammlung Thorsten Totzke