United States Lines

von Thorsten Totzke


Aktie der United States Lines
Sammlung Thorsten Totzke

1921 wurden die finanziellen Schwierigkeiten der United States Steamship Company nach kaum einem Jahr ihres Bestehens katastrophal. Allerdings brauchte der United States Shipping Board (das amerikanische Schifffahrtsministerium) eine Reederei, die sich um die deutschen Schiffe kümmerte, welche als Kriegsbeute in die USA kamen. Es durfte keine Unterbrechung im amerikanischen Nordatlantikdienst eintreten.

Daher verschwand die United States Steamship Company sang und klanglos und die Schiffe wurden ab dem 01. September 1921 offiziell von der United States Lines bereedert.


Koifferaufkleber
Sammlung Thorsten Totzke

Die Gesellschaft begann ihr Bestehen mit 15 Schiffen, davon 7 amerikanische Neubauten des Typs "Centennial State" mit 10.000 bis 14.000 BRT, und 8 ehemaligen deutschen Dampfern - darunter die George Washington vom Norddeutschen Lloyd, die Amerika der Hapag, welche in America umgetauft wurde, und der ehemaligen Vaterland der Hapag, die im Krieg beschlagnahmt wurde und unter dem Namen Leviathan als Truppentransporter diente.


Souvenirtuch der Leviathan
Sammlung Thorsten Totzke

Im April 1922 ließ die USL die Leviathan umbauen und modernisieren, so daß sie am 04. Juli 1923 ihre erste zivile Reise als Flaggschiff der United States Lines machen konnte. Durch geschickte Berechnungen wurde das Schiff zum größten Schiff der Welt. Schon 1923 stellte sich heraus, daß die Schiffe des "Centennial State"-Typs ein Riesenflop waren. Die hässlichen Schiffe, die vorne wie hinten gleich aussahen (sie wurden im Krieg entwickelt und mit dieser Bauweise sollten U-Boote getäuscht werden), konnten kaum Passagiere gewinnen.

Die Passagiere bevorzugten die berühmten alten deutschen Schiffe oder die Schiffe englischer oder französischer Reedereien. Auch die Umbenennung der Schiffe auf die Namen von alten US-Präsidenten brachte dabei keine Änderung.

Im September 1923 wurden daher 5 Schiffe der Präsidenten-Reihe an die Dollar Steamship Lines verkauft.


Washington
Sammlung Thorsten Totzke

Die Leviathan war als größtes Schiff der Welt zwar gefragter als die Präsidenten-Schiffe, aber das reichte auch nicht. Selten war das Schiff mehr als bis zur Hälfte seiner Kapazität belegt. Als Problem erwies sich dabei auch die Prohibition, die natürlich auch an Bord der amerikanischen Schiffe galt. Viele Passagiere fuhren deshalb lieber mit den Schiffen anderer Nationen.

Am 01. August 1927 wurde von der Leviathan aus das erste, jemals von einem Passagierschiff gestartete Postflugzeug abgeschickt.


Jungfernfahrt der Manhattan
Sammlung Thorsten Totzke

Am 21. März 1929 wurde die gesamte Flotte der Reederei an die Firma P.W. Chapman & Co. verkauft. Der neue Eigentümer zahlte 16 Millionen Dollar für die Flotte. Aus Prestigegründen wurde der Eigentümerwechsel aber nicht großartig publik gemacht. Die Neue Firma hieß nun "United States Lines Inc. of Delaware".

Da die neue Firma aber ihre Schulden aus dem Kaufvertrag nicht bezahlen konnte, wurden die Schiffe kurze Zeit später an die "United States Line of Nevada" abgegeben. Hinter dieser Firma stand niemand anders als die International Mercantile Marine Company in Zusammenarbeit mit der Roosevelt-Steamship Company.


Kesselraum der Leviathan
Sammlung Thorsten Totzke

Zu dieser Zeit schieden dann die George Washington, America und Republic aus der Flotte aus und wurden wieder dem US Shipping Board als Truppentransporter übergeben. Dafür übernahm man von der American Merchant Lines fünf kleinere Fracht und Passagierschiffe die alle mit "American *" begangen und die den hässlichen "President" schiffen äußerst ähnlich waren und auch ungefähr gleichaltrig waren.


Jungfernfahrt der Wahington
Sammlung Thorsten Totzke

1932 wurde die Leviathan dann neu vermessen und ist - wie durch ein Wunder - ohne Umbauten knapp 10.000 Bruttoregistertonnen kleiner geworden. Hintergrund waren die extrem gestiegenen Hafengebühren, die nach BRT bezahlt werden mussten.


Dokumententasche
Sammlung Thorsten Totzke

Im August 1932 und Mai 1933 wurden mit der Manhattan und der Washington zwei Neubauten in Dienst gestellt. Mit Indienststellung der Washington wurde die Leviathan noch einmal renoviert aber dann nach kurzer Zeit aus Kostengründen aufgelegt.


Die America
Sammlung Thorsten Totzke

Im Dezember 1934 übernimmt die IMM dann die überwiegende Aktienmehrheit der Gesellschaft, die nun United States Lines Company of New Jersey heißt.


Commodore A.B. Randall übernimmt die Leviathan von Commodore Harold A. Cunningham
Sammlung Thorsten Totzke

Im Januar 1938 wird die Leviathan zum Abwracken verkauft, während die Manhattan und die Washington immer bessere Gewinne einfahren. Daher wurde noch ein weiteres Schiff in Auftrag gegeben. Das neue Schiff lief am 31. August 1939 genau einen Tag vor Beginn des zweiten Weltkriegs unter dem Namen America vom Stapel.


America
Sammlung Thorsten Totzke

Die America wurde erst für einige Kreuzfahrten in pazifischen Gewässern genutzt, bevor es 1941 als Truppentransporter eingesetzt und hierfür in Westpoint umbenannt wurde. Erst sieben Jahre später, am 14. November 1946, kann das Schiff, nun wieder in America umbenannt, seine erste Reise als Passagierschiff auf dem Nordatlantik antreten.


Die America neben der im Bau befindlichen United States
Sammlung Thorsten Totzke

Drei Jahre später im Mai 1949 bekommt die Newport News Shipbuilding Co. den Auftrag zum Bau eines neuen Schiffes, welches mit großer finanzieller Unterstützung der Regierung gebaut werden sollte. Am 08. Februar 1950 wird der Kiel für dieses Schiff gelegt und am 23. Juni 1951 schwamm das Schiff auf (da es im Trockendock gebaut wurde gab es keinen Stapellauf) und wurde auf den Namen United States getauft.


Kartenspiel der United States
Sammlung Thorsten Totzke

Am 03. November 1951 lief die America das erste Mal Bremerhaven in Deutschland an. Die United States wurde am 20. Juni 1952 der Reederei übergeben und holte im Juli 1952 auf ihrer Jungfernfahrt das begehrte Blaue Band seit mehr als 100 Jahren wieder in die Vereinigten Staaten von Amerika.


Flyer der United States signiert von Fritz Walter, dem Kapitän der Deutschen Fußballnational Mannschaft 1954
Sammlung Thorsten Totzke

Im Januar 1953 kam die United States dann auch zum ersten Mal nach Bremerhaven, wo sie von nun an regelmäßiger Gast war.

Die Zeit der großen Schiffe war allerdings bereits überschritten und so blieb die United States nur bis zum 08 November 1969 in Dienst. An diesem Tage wurde der Stolz Amerikas, das schnellste Schiff der Welt außer Dienst gestellt.

Auch die Reederei wurde mit der Außerdienststellung aufgelöst.

© 2018 Thorsten Totzke